Die Fastenzeit hat Radio IN-Moderator Ferry Eifert zum Anlass genommen, eine Woche komplett ohne Handy zu leben. Am Mittwoch, 18. Feburar, hat er sein Smartphone von Moderatorenkollegin Kathrin Unverdorben wegsperren lassen. Täglich berichtet er bei Radio IN über sein Leben OHNE Smartphone.
Hier seine Erlebnisse zum nachlesen:
Tag 1
Der Moment in dem ich mein Handy abgeben musste, der war schon sehr unangenehm.
Kurz zuvor habe ich noch vermeintlich wichtige SMS versendet und meiner Frau eine letzte „Liebesbotschaft“ übermittelt.
Danach wurde ich etwas unruhig. Da war mir klar, dass ich bereits eine gewisse Abhängigkeit entwickelt hatte.
Es gab auch erste Momente, in denen ich mein Smartphone vermisst habe. Etwa als ich für die Recherche einen Telefonnummer gebraucht hätte, nur waren alle meine Kontakte in meinem Handy gespeichert.
Oder als sich herausstellte, dass ich wohl doch etwas länger arbeiten würde als geplant. Statt meiner Frau also wie üblich eine SMS zu senden, habe ich zum Telefonhörer gegriffen. Und es entwickelte sich sogar noch ein schönes Gespräch. Mal schauen was die nächsten Stunde so mit sich bringen.
Tag 2
Erkenntnis des Tages: Ein Leben ohne Handy ist möglich. Und sogar erstrebenswert. Das ist zumindest der derzeitige Gefühlsstand.
Ich genieße es förmlich, dass ich nicht ständig erreichbar bin. Ich muss mich nicht mehr mit dem Phänomen „Unbekannter Anrufer“
herumplagen oder vermeintlich wichtige Anrufe annehmen.
Und wieviel Zeit ich mir erst erspare: Endlich keine lästige SMS- oder Whatsapp-Tipperei. Ich muss mir keine Gedanken machen, ob ich rechtzeitig geantwortet habe.
Die handyfreie Zeit erspart mir eine Menge Stress.
Meine Freunde sind auch recht dankbar. Jetzt kann ich den Gesprächen endlich wieder folgen, ziehe nicht unvermittelt mein Handy aus der Hosentasche und beschäftige mich wieder mit ihnen, statt auf meinem Handy rumzuwischen.
Einmal jedoch habe ich es heute tatsächlich vermisst: Da hat meine Tochter wieder einmal Gehversuche mit einem Lauflernwagen unternommen. Da wollte ich doch glatt zu meinem Handy greifen, um das auf Video festzuhalten.
Nur musste ich feststellen, dass ich ja derzeit keines zur Verfügung habe…
Das Wochenende (Tag 3 + 4 + 5)
Das erste Wochenende ohne Handy war hart. Härter als die Tage zuvor. Denn in dieser Zeit hätte ich mehr Zeit für mein geliebtes Smartphone. Ich könnte unbeschwert im Internet surfen, zahlreiche Unterhaltungen per WhatsApp führen, alte Freunde und Bekannte anrufen, …
Aber auch davon mal abgesehen, hätte ich das Handy am Wochenende mindestens zwei Mal dringend benötigt. Zum einen hatte ich mich ohne Schlüssel aus der Wohnung ausgesperrt. Meine Frau wäre zwar zu Hause gewesen, aber klingeln ging nicht, da meine Tochter bereits schlief und wir ein ziemlich laute Klingel haben. Ich wollte einfach nicht riskieren sie aufzuwecken und ihre Nachtruhe stören. Mit dem Handy wäre die Situation schnell geklärt gewesen. Ich hätte einfach das Telefon genommen, meine Frau am Handy angerufen und sie gebeten, mir zu öffnen. Stattdessen musste ich aber zu meinen Eltern fahren, sie darum bitten ihr Festnetztelefon verwenden zu dürfen und meine Frau über mein Missgeschick in Kenntnis zu setzen.
Zum anderen gab es eine weitere Situation, die mir klar gemacht hat, dass es ohne Smartphone in der heutigen Zeit kaum mehr geht. Ich wollte von meinem Onlinekonto Geld überweisen. Alles schön und gut. Allerdings forderte mich mein Anbieter dann an eine Geheimziffer einzugeben, die für eine Transaktion nötig ist…
Blöd nur, dass diese mir als SMS auf´s Handy geschickt werden soll. Es wurde also nix mit der Überweisung! Mein Vater musste einspringen und die Überweisung für mich tätigen…
Tag 6
Die Jugend von heute würde wohl sagen „Läuft bei Dir“. Das trifft es ganz gut. Ich fange an mich an das neue Leben ohne Handy zu gewöhnen. Vielleicht sollte ich sogar besser sagen: Ich genieße es. Wenn ich andere mit ihrem Telefon herumhantieren sehe, dann habe ich fast Mitleid. Die wissen gar nicht, wie befreit man ohne Handy ist. Die werden sich vermutlich denken, dass mir etwas entgeht. Dem ist aber nicht so. Ich muss auf keine SMS antworten, mich nicht mehr dafür rechtfertigen, dass ich zu spät oder gar nicht auf eine Nachricht reagiert habe. Ich habe der ständigen Erreichbarkeit einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Das Beste ist allerdings: Keiner behelligt mich mehr mit irgendwelchen Problemen am Telefon, die ich dann meistens in dieser Situation nicht lösen kann. Ich glänze ja in dieser Zeit durch Abwesenheit. Meist sind die Probleme bis zu meinem Eintreffen gelöst und ich erfahre nie davon.
Was kann man mehr wollen?
Tag 7 + 8
Das hätte ich mir nicht im Traum vorgestellt. Ich vermisse mein Handy eigentlich gar nicht mehr. Ich fühle mich sogar richtiggehend befreit. Ich habe meinen Handyvertrag gekündigt und überlege ob ich mir nicht einfach danach ein Telefon anschaffe mit dem man nur telefonieren kann. Ein Handy also und kein Smartphone. Die Kollegen hatten mich jetzt vor die Wahl gestellt. Ich hätte mein Smartphone wiederhaben können, wenn ich es gewollt hätte. Zu deren Verwunderung habe ich aber abgelehnt. Ich habe mir vorgenommen die ganze Fastenzeit ohne Smartphone durchzuhalten. Bin gespannt, ob ich noch entspannter mit der Zeit werde und wie es sein wird, wenn ich´s dann wieder in den Händen halte. Aber ich kann es nur jedem empfehlen: Ohne Handy lebt es sich einfach sorgenfreier. Früher ging´s schließlich auch ohne!
Tag 9
Heute stand ich in der Schlange am Supermarkt. Früher habe ich beim Warten gerne mein Handy herausgeholt um einen Blick darauf zu werfen, mich abzulenken. Jetzt warte ich einfach. Ganz bewusst. Vielleicht nutze ich die Zeit um über das ein oder andere nachzudenken. Zumindest versuche ich mich nicht mehr abzulenken.
Heute blitzte ein Gedanke bei mir auf: Wie wird wohl der Moment sein, wenn ich mein Handy nach 40 Tagen wieder anschalte? Wie viele Nachrichten werde ich zu lesen bekommen? Wie viele Anrufe in Abwesenheit? DAs ist dann doch etwas worauf ich mich durchaus freue 🙂